8 Lockenpflege-Mythen, die sich hartnäckig wie alte Rotweinflecken auf deinem Lieblingsshirt halten.
In letzter Zeit werden mir immer wieder die gleichen Fragen gestellt. In Facebook-Gruppen beobachte ich, wie fleißig immer wieder die gleichen Mythen geteilt werden. Und ich habe einige davon früher selbst geglaubt.
Höchste Zeit für diesen Artikel.
Ich entlarve für dich die hartnäckigsten Mythen rund um deine Lockenpflege.
1. Mythos: Co-Washing verursacht Haarausfall
Dieser Mythos stimmt zum Teil. Denn Co-Washing kann Haarausfall verursachen, wenn du die falsche Spülung zum Haarewaschen nimmst. Eine falsche wäre eine mit viel Butter, Öl, Protein und vielen kationischen Tensiden. So eine Spülung kann deine Haarfollikel verstopfen und zu Haarausfall führen.
Die meisten Spülungen werden nicht für die Kopfhaut formuliert, sondern für die Haare. Daher sei gerne immer etwas kritisch, welche Spülung du dir regelmäßig auf den Kopf schmierst.
Ich empfehle dir, zum Co-Washing leichte Spülungen zu verwenden. Willst du auf Nummer sicher gehen, benutze eine spezielle Co-Washing-Spülung wie den Boucleme Curl Cleanser.
Setze nicht nur auf Co-Washing, sondern reinige deine Kopfhaut mindestens einmal pro Woche mit einem milden Low-Poo Shampoo ohne Sulfate oder andere starke Tenside.
Beachtest du diese Tipps, ist es sehr unwahrscheinlich, dass deine Haare durch Co-Washing vermehrt ausfallen.
2. Mythos: Kaltes Wasser lässt das Haar glänzen – Je kälter desto besser
Ich habe früher an diesen Mythos geglaubt und nach dem Waschen meine Haare einmal kurz mit sehr kaltem Wasser gespült. Brrr, war das eine Überwindung. Ich habe das genau 2-3-mal gemacht und dann gelassen. Erstens war es viel zu kalt. Zweitens habe ich nicht wirklich einen Effekt gesehen.
Doch nur weil ich keinen Effekt hatte, heißt das doch noch lange nicht, dass es nicht funktioniert, oder?
Wendy vom Science-y Hair Blog hat in ihrem Artikel diesen Mythos entlarvt. Sie lässt uns an ihrem Experiment mit verschiedenen Haartypen und Wassertemperaturen teilhaben.
Unter dem Mikroskop erkannte sie: Lauwarmes oder kühleres Wasser hat einen positiven Effekt auf hoch poröses Haar. Bei gering porösen Haaren hat das kühlere Wasser hingegen gar keinen Effekt. Sehr heißes Wasser schädigt alle Haartypen. Soweit nichts Überraschendes. Interessant ist: Sehr kaltes Wasser schädigt alle Haartypen ebenfalls.
Daher empfehle ich dir die Wassertemperatur an deinen Haartyp anzupassen. Je poröser deine Haare sind desto kühler sollte das Wasser sein. Jedoch nicht kalt. Wenn du sehr gering poröses und gesundes Haar hast, dann kannst du auch eher mit lauwarmen Wasser deine Haare waschen.
3. Mythos: Haarseife & Natron sind als natürlicher Shampooersatz geeignet
Beide sind aufgrund der sehr hohen pH-Werte schädlich für die Haare. Leider hält sich dieser Mythos hartnäckig. Lies gerne meine Artikel, die ich dazu geschrieben habe:
- 5 Gründe, warum das Haarewaschen mit Natron schädlich ist
- Warum Haarseife deine Locken auf Dauer kaputt macht
Falls du nach einer komplett natürlichen Alternative zum Haare waschen suchst, dann würde ich dir das Haarewaschen mit Roggenmehl empfehlen. Falls du zu Haarseife bisher wegen des Plastikverzichts gegriffen hast, können feste Shampoos etwas für dich sein. In meiner Liste für Lockenprodukte findest du einige feste Shampoobars.
4. Mythos: Proteine sollten bei gering porösen oder dicken Haaren komplett gemieden werden
In einigen Facebookgruppen lese ich immer mal wieder, dass manche Lockenköpfe sich nicht an Proteine in ihrer Haarpflege trauen oder ihnen empfohlen wird, diese komplett zu meiden. Vor allem bei gering porösen oder dicken Haaren. Das ist jedoch falsch.
In diesem Artikel habe ich mehr zur Protein-Feuchtigkeitsbalance geschrieben.
Jeder Lockenkopf braucht Proteine in seiner Haarpflege. Manche mehr, manche weniger.
Das würde ich nicht nur am Haartyp festmachen, sondern vom aktuellen Zustand deiner Haare. Denn der Bedarf an Proteinen kann sich ständig ändern.
Beispiel: Du hast gering poröses Haar, aber sehr viel Feuchtigkeit in deinen Haaren. Deine Haare sind dadurch sehr weich und schlaff und deine Locken oder Wellen hängen sich schnell aus. Dann brauchst du mehr Proteine in deiner Pflege, da die Protein-Feuchtigkeitsbalance nicht mehr stimmt. Statt auf große Proteine wie Weizenprotein freuen sich deine Haare aufgrund ihrer Porosität auf kleinere Proteine wie Seidenproteine. Genau dasselbe gilt für dickes Haar.
Kaufe dir dafür am besten flüssiges Protein wie zum Beispiel dieses. Nimm etwas von deiner Feuchtigkeitsspülung oder Haarmaske. Orientiere dich an der genommenen Menge und mische 1 – 5 % davon von dem Protein unter. Bei Spülungen, die du im Haar lässt, beginne mit 0,5 %. Taste dich langsam vor.
5. Mythos: Plopping über Nacht ist eine gute Idee
Was genau ist überhaupt Plopping?
Plopping ist eine Technik, die du ausprobieren kannst, um die Sprungkraft deiner Locken zu erhöhen. Dabei wickelst du deine Haare mit einer speziellen Wickeltechnik in ein großes Baumwoll-T-Shirt. Das soll dabei helfen, dass deine Locken mehr Sprungkraft haben und sich nicht so schnell aushängen.
Das ist an sich eine gute Idee. Jedoch wurde irgendwann daraus der Mythos geboren, dass es eine noch bessere Idee wäre, die Haare über Nacht zu ploppen. Also mehrere Stunden.
Dieser Mythos wurde durch diverse Videos auf YouTube leider sehr populär.
Doch damit tust du deinen Locken und der Kopfhaut nicht wirklich einen Gefallen. Lässt du deine Haare über Nacht so in einem T-Shirt trocknen, dann können sich in diesem feuchtwarmen Klima Bakterien bilden. Das kann dann zu Juckreiz und Schuppen führen. Nicht so geil, oder?
Zudem sind deine Haare im feuchten bis nassen Zustand am empfindlichsten. Bewegst du dann deinen Kopf in der Nacht unkontrolliert hin und her, kann das zu Haarbruch und damit zu Proteinverlust führen.
Ich empfehle dir, deine Haare maximal für 30 bis 60 Minuten zu ploppen.
6. Mythos: Nach einer Haarkur/Haarmaske sollte immer auch eine Spülung benutzt werden
Ich frage mich, woher nur dieser Mythos kommt. In den letzten Monaten lese ich ihn andauernd in verschiedenen Facebook-Gruppen und werde dazu auch häufig per E-Mail befragt.
Die Rede ist davon, dass nach dem Benutzen einer Haarkur immer auch eine Spülung folgen sollte. Warum? Weil angeblich die Haarkur die Schuppenschicht öffnet um, die Wirkstoffe der Kur ins Haar zu leiten. Die Spülung schließt die Schuppenschicht dann wieder.
Hmm, klingt erst mal logisch.
Doch wie soll überhaupt eine Haarkur die Schuppenschicht öffnen?
Eine Haarmaske oder Kur kann die Schuppenschicht öffnen, wenn der pH-Wert der Kur basischer ist als der deiner Haare. Und der pH-Wert deiner Haare liegt bei ca. 4 – 4,5. Also müsste die Kur basischer als 4,5, wahrscheinlich eher über 6 sein, um das Haar merklich anschwellen zu lassen und dadurch die Schuppenschicht zu öffnen. Normale Spülungen sollen einen saureren pH-Wert aufweisen, welche die Schuppenschicht nach der Benutzung der Kur wieder schließt.
Nun nach meinen Recherchen und Rückmeldungen vieler Hersteller zu den einzelnen pH-Werten ihrer Haarkuren und Spülungen liegen diese immer zwischen 3 – 6. Dabei konnte ich nicht feststellen, dass Haarmasken einen basischeren pH-Wert haben als Spülungen. Sie weisen durch die Bank ähnliche pH-Werte auf.
Wodurch kann die Schuppenschicht noch geöffnet werden?
Durch Wärme. Daher nutzen viele Lockenköpfe mit gering porösem Haar Wärmehauben oder ein Dampfgerät beim Einwirken der Haarmaske. Aber auch Öle und Proteine in der Maske können so leichter ins Haar eindringen. Das Anschwellen ist jedoch weniger stark als durch Basen. Das Haar schwillt wieder ab, sobald die Haare abgekühlt sind. Also dafür braucht es auch nicht extra eine Spülung.
Halten wir fest: Das Benutzen einer Haarmaske führt nicht zu einer geöffneten Schuppenschicht, welche wieder durch eine Spülung geschlossen werden müsste.
Wahrscheinlicher ist, dass dein Haar durch dein Duschwasser anschwillt. Denn das hat oft einen pH-Wert von 7 und höher. Da hilft es durchaus, nach der Haarmaske die Haare mit einer Essig-Rinse zu spülen.
Doch grundsätzlich sind Leave-In Spülungen und Stylingprodukte sauer formuliert und lassen dadurch deine Haare ebenfalls zusammenziehen.
Also mein Rat. Nutze entweder eine Haarmaske oder eine Pflegespülung. Beides an einem Waschtag ist nicht unbedingt nötig und eher Produktverschwendung. Dein Geldbeutel wird’s dir danken.
7. Mythos: Babyshampoos sind schlecht für lockiges Haar
Dieser Mythos ist mir in letzter Zeit auch häufiger in Facebook begegnet. Was hat es damit genau auf sich?
Warum sollen Babyshampoos grundsätzlich schlecht sein?
Der Grund soll sein, dass Babyshampoos an die Haut eines Babys angepasst sind und damit einen basischen pH-Wert aufweisen.
Erstens kann man das nicht so pauschal behaupten. Zweitens kann jedes Shampoo basisch formuliert sein. Das ist jedoch eher selten der Fall, da die Hersteller in der Regel die Shampoos auf die Kopfhaut anpassen. Damit liegen die Shampoos meistens auch bei einen pH-Wert von 5 – 6.
Nach Rückmeldung der Shampoo-Hersteller, haben Babyshampoos oft einen ähnlichen pH-Wert. Die Babyshampoos, die ich in dieser Produktliste für Locken empfehle, haben zum Beispiel laut Hersteller einen pH-Wert von 4,5 – 5,5.
Daher rate ich dir, nicht pauschal Babyshampoos zu meiden. Ist das Babyshampoo mit milden Tensiden formuliert und frei von Alkohol oder anderen schädliche Inhaltsstoffen, kannst du es durchaus benutzen. Bist du unsicher wegen des pH-Wertes, such auf der Verpackung nach einem Hinweis wie „pH-Hautneutral“ oder frag direkt beim Hersteller an.
8. Mythos: Produkt X oder Y repariert dauerhaft kaputte Haare
Ich sehe immer noch häufig Werbebotschaften, die versprechen, dass dieses oder jenes Produkt deine Haare repariert. Leider.
Kein Produkt dieser Welt kann deine Haare wirklich und dauerhaft reparieren.
Haare sind totes Material. Einmal übermäßig geschädigt verlieren sie stark Proteine. Die Proteinlöcher kannst du – vorübergehend – mit Proteinen für deine Haare füllen. Auch kationische Tenside helfen dabei, deine Haare – vorübergehend – zu reparieren. Aber das ist alles keine echte Reparatur. Nach ein paar Haarwäschen hast du diese Lückenfüller wieder ausgewaschen und dein Haar ist so kaputt wie vorher.
Daher ist der einzige Weg kaputte Haare dauerhaft zu reparieren, sie abzuschneiden. Natürlich verstehe ich, wenn du das nicht möchtest. Jedoch sollte dir einfach bewusst sein, dass du mit den o. g. Maßnahmen deine Haare lediglich kurzfristig flickst.
Das Beste, was du tun kannst, wenn du unter kaputten porösen Locken leidest: Flicke die kaputten Stellen vorübergehend mit einer Proteinkur oder mische flüssiges Protein in deine Feuchtigkeitspflege. Alternativ hilft deinen Haaren eine regelmäßig angewendete Gelatinekur. Schneide nach und nach die kaputten Haarenden ab und schädige deine Haare so wenig wie möglich weiter.
Fazit
Habe ich dich vielleicht bei dem ein oder anderen Mythos ertappt? Mach dir nichts draus. Ich habe den Großteil der Mythen aus dieser Liste früher selbst geglaubt.
Vielleicht kennst du noch andere Mythen rund um Haar- und Lockenpflege?
Dann teile sie doch mit uns in den Kommentaren!
Lockenkopf Elisa
Gründerin von Natürlich-Lockig.de und verliebt in Naturlocken.
Elisa zeigt dir wie du erkennst was deine Locken wirklich brauchen und gibt dir jede Menge Tipps & Tricks für deine Haarpflege.
Elisa legt nicht nur Wert darauf, dir zu zeigen wie du das beste aus deinen Haaren herausholen kannst, sondern auch wie du das mit einer möglichst natürlichen Lockenpflege hinbekommst.
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