Trockenes Haar? Warum Feuchtigkeit nicht die Lösung ist – und was deine Haare stattdessen brauchen …

von | Feb. 26, 2025 | Lockenpflege | 29 Kommentare

trockene Haare? Warum Feuchtigkeit nicht die Lösung ist

Hast du strohiges, raues oder struppiges Haar, das eher an ein Vogelnest als an definierte Locken erinnert? Dann glaubst du wahrscheinlich, dass du es nur mit genug Feuchtigkeit versorgen musst, damit es glänzend, weich und geschmeidig wird. Richtig?

Sorry, aber das ist leider Humbug.

Heute erfährst du:

❌ Warum sich trockenes Haar NICHT durch mehr Feuchtigkeit weniger trocken anfühlt – sondern sogar noch trockener.
❌ Warum zu viel Feuchtigkeit in deinen Haaren ein Problem ist.
❌ Und was die Werbung eigentlich meint, wenn sie behauptet, Produkt XY würde deinen Haaren „intensive Feuchtigkeit“ spenden.

Am Ende verrate ich dir auch, was dein trockenes Haar wirklich braucht.

Der Mythos:
Trockene Haare brauchen mehr Feuchtigkeit

Logisch gedacht müsste das stimmen, oder?

Wenn deine Haut trocken ist, benutzt du Feuchtigkeitscreme mit Glycerin oder Hyaluron.

Wenn deine Zimmerpflanze welkt, gibst du ihr Wasser.

Trockene Haare brauchen mehr Feuchtigkeit

 

Also brauchen auch trockene Haare einfach mehr Feuchtigkeit in Form von Wasser – oder?

Doch wenn das wirklich so wäre, dann …

? würden deine Haare auch ohne Produkte nach dem Duschen weich und geschmeidig sein.

Doch die Realität sieht anders aus.

Also versuchst du, mit Feuchtigkeitsshampoos, Haarmasken, Leave-Ins und Gelen das Wasser in dein Haar zu bringen und dort zu halten – genau so, wie es die Werbung verspricht und ich auch früher dachte.

Schließlich liest du überall:

? „Der besondere Feuchtigkeitskomplex aus Hyaluron schenkt deinem Haar eine intensive Pflege …“

? „Dieses Produkt verleiht deiner Mähne intensive Feuchtigkeit für glänzende, geschmeidige Locken.

? „Mit feuchtigkeitsspendendem Aloe-Vera-Extrakt, der tief in dein Haar eindringt und Feuchtigkeit bindet – für weichere, hydratisierte Locken.“

Aber wenn all diese Produkte wirklich so viel Feuchtigkeit spenden – warum fühlen sich dann deine Haare trotzdem trocken an?

Lass uns genauer hinschauen.

Das Paradoxon:
Mehr Feuchtigkeit – aber trockenere Haare?

Genau dieses Phänomen wurde in einer Studie aus dem Jahr 2009 von Davis & Stofel gezeigt:

Dabei wurden zwei Teststrähnen mit unterschiedlichen Feuchtigkeitsgehalt einer Gruppe von Testpersonen blind zum fühlen gegeben:

Das Ergebnis?

? Haare, die einen höheren Wassergehalt (ca. 17%) hatten, wurden von den meisten Testpersonen als rau und trocken beschrieben.

? Haare, die weniger Wasser enthielten (ca. 5%), wurden hingegen als weicher, gesünder und geschmeidiger und „am meisten mit Feuchtigkeit versorgt“ wahrgenommen.

Wenn also mehr Wasser in deinen Haaren ist, fühlen sie sich paradoxerweise rauer und trockner an!

Wie kann das sein?

Die Antwort liegt darin, wie Haare auf Feuchtigkeit bzw. Wasser reagieren.

Wenn deine Haare Wasser aufnehmen, schwillt es an – und die Schuppen in der Schuppenschicht (die äußere Schicht deiner Haare) werden angehoben.

Wie das Haar bei Feuchtigkeit anschwillt

Wenn du dann mit der Hand über dein Haar fährst, fühlst du diese einzelnen Schuppen.

Das führt dazu, dass sich das Haar rauer und trockener anfühlt, obwohl es mehr Feuchtigkeit enthält als eine Haarsträhne, die als geschmeidig, seidig und weich beschrieben wurde.

Doch zu viel Wasser führt nicht nur dazu, dass sich die Oberfläche deiner Haare rauer und strohiger anfühlt, sondern auch dass sich einzelne Strähnen aus einem Lockenbündel lösen. Das wiederum zerstört die Definition deiner Locken und sie sehen frizzy und glanzlos aus.

? Ok, das bedeutet viel Feuchtigkeit ist nicht der Hit für deine Haare.

Aber warum um Himmels willen werben dann so viele Produkte genau damit?! Machen diese vielleicht was ganz anders?

Bevor wir das näher beläuchten, stellt sich mir die Frage -> Was beeinflusst überhaupt den Wassergehalt deiner Haare? Was spendet ihnen wirklich Feuchtigkeit? Sind es die vielen Produkte mit Aloe Vera & Co. oder etwas ganz anderes?

Was den Wassergehalt deiner Haare WIRKLICH beeinflusst

Viele denken, dass Shampoos und Pflegeprodukte den Wassergehalt der Haare bestimmen.

Was den Wassergehalt deiner Haare WIRKLICH beeinflusst

Aber die Wahrheit ist:

Die Feuchtigkeit kommt überwiegend von außen – durch die Luftfeuchtigkeit!

Ja, du hast richtig gelesen – der wichtigste Faktor für den Wassergehalt deiner Haare ist die Luftfeuchtigkeit in deiner Umgebung.

Früher gab es sogar ein Hygrometer, das mithilfe von Haaren die Luftfeuchtigkeit gemessen hat. Ziemlich spannend, oder?

Aber auch die Haarstruktur spielt eine große Rolle:

✅ Gesunde Haare können bei 100 % Luftfeuchtigkeit (z. B. beim Duschen) bis zu 32 % ihres Volumens an Wasser aufnehmen.

✅ Beschädigte Haare nehmen noch mehr Wasser auf und quellen dadurch noch stärker an. 

Nicht nur die Luftfeuchtigkeit, sondern auch der Zustand deiner Schuppenschicht entscheidet also darüber, wie dein Haar Feuchtigkeit aufnimmt und darauf reagiert.

? Das bedeutet, wenn du poröse/geschädigte Haare hast, ist dein Haar deutlich mehr mit Feuchtigkeit „versorgt“. 

Fühlen sich deine geschädigte Haare deswegen besser an? Äh nein.

Zudem sehen deine Haare an einem schwülen, regnerischen Tag besonders frizzig und trocken aus – obwohl sie mehr Wasser enthalten als an einem trockenen Wintertag.

 

Ist dann mehr Feuchtigkeit für deine Haare sogar schädlich?

Jein.

Dadurch, dass deine Haare bei höherem Wassergehalt immer mehr anschwellen und sich dadurch die Schuppenschicht immer weiter „öffnet“, sind sie in diesem Zustand fragiler, brechen schneller und werden schneller durch Reibung beschädigt. Du solltest dann einfach besonders achtsam mit deinen Haaren umgehen.

? Daher bitte niemals mit nassen oder feuchten Haaren ins Bett!

Bei mittelstarkem bis stark lockigem Haar hilft jedoch der höhere Wassergehalt, das Haar leichter zu entwirren und Knoten zu vermeiden. Deshalb solltest du deine Locken immer nass oder feucht kämmen – das schützt vor starkem Haarbruch! (Hast du jedoch „nur“ leicht lockiges bzw. welliges Haar ist wahrscheinlich trockenes Kämmen besser. Aber egal, ob nass oder trocken: Spülung oder Leave-Ins nicht vergessen!)

Hohe Luftfeuchtigkeit – Fluch oder Segen?

Hohe Luftfeuchtigkeit kann aber auch dein bester Freund – oder dein größter Feind sein. ?

? Willst du mehr „Tina Turner“- Volumen? Perfekt!
?‍♀️ Bevorzugst du Kontrolle & Definition? Dann kann hohe Luftfeuchtigkeit leider das Gegenteil bewirken.

Und beim Auffrischen ist Feuchtigkeit in Form von Wasser sowieso Gold wert!

? Wenn deine Locken sich über Nacht plattgedrückt haben, reicht oft schon der Wasserdampf unter der Dusche, um sie wieder in ihren ursprünglichen, lockigen Zustand zu bringen. (Frizz lässt sich dabei aber fast nicht vermeiden).

Was passiert bei sehr trockener Luft?

Aber was ist, wenn die Luft – und damit der Wassergehalt deiner Haare – sehr niedrig ist?

Also wenn sie wirklich trocken sind?

Das KANN ebenfalls negative Folgen haben:

? Die Haare werden weniger flexibel und können auch wieder schneller brechen, wenn du sie in diesem Zustand kämmen willst. (Das gilt besonders für sehr lockiges Haar! )
? Die Haare laden sich schneller elektrisch auf, was zu den typischen fliegenden Haaren führt. (Das gilt eher für leicht lockiges bis welliges Haar.)
? Locken verlieren bei starkem Wasserverlust ebenfalls ihre Form und ihren Halt.

Aber: Wirklich trockene Haare fühlen sich NICHT direkt trocken, strohig oder rau an – manchmal merkt man es nur daran das die Lockenbündel aufplatzen oder sich die Locken aushängen!

Trockene Luft und fliegende Haare nerven dich?

? Dann hol dir einen Luftbefeuchter*! Denn wie du bereits gelernt hast, bestimmt vor allem die Luftfeuchtigkeit, wie viel Wasser deine Haare speichern – und nicht deine Haarprodukte (dazu kommen wir gleich noch).

Was bedeutet dein „trockenes“ Haar also wirklich?

? Deine Haare fühlen sich also trocken an, wenn sie viel Wasser enthalten und eben gut mit Feuchtigkeit versorgt sind?.

Genau wie in der Studie oben, in der die Haarsträhnen, obwohl sie einen hohen Wassergehalt aufwiesen, als rau und trocken empfunden wurden.

Aber oft ist es nicht nur das.

Deine Haare fühlen sich auch trocken und strohig an, wenn die äußere Schicht deiner Haare, die sogenannte Kutikula (Schuppenschicht), beschädigt ist.

Hier siehst du eine extrem vergrößerte Aufnahme eines Haares und den Zustand der obersten Schuppenschicht.:

trockene Haare - vergleich intakte Haare mit 1 Jahr alten Haaren.

Robbins CR. Chemical and Physical Behavior of Human Hair. 5th S.395

Du siehst links das Haar nahe der Kopfhaut. Die Schuppen liegen eng an. Rechts ist dasselbe Haar 1 Jahr alt. Es ist bereits zu erkennen, dass die einzelnen Schuppen nicht mehr eng anliegen und bereits beschädigt sind.

Ich habe aber noch ein extremeres Beispiel. Auf dem folgenden Bild sieht du ein Haar, welches chemisch gefärbt wurde.

trockene, strohige Haare - beschaedigte Schuppenschicht

Robbins CR. Chemical and Physical Behavior of Human Hair. 5th S. 396

Wenn du mit den Fingern über Haare mit einer solchen beschädigten Schuppenschicht streichst, fühlst du diese Löcher und geschädigten Stellen und suggerierst damit es wäre trocken.

Diese Schäden entstehen hauptsächlich durch:
⚡ Blondierung, Färben, Extreme Hitze aber auch durch
⚡ UV-Strahlung, Diffusen, Haare waschen

Je älter und länger deine Haare sind, desto wahrscheinlicher fühlen sie sich ohne Behandlung trocken und rau an.

Und das völlig unabhängig davon, wie hoch der Wassergehalt deiner Haare ist!

Aber auch wenn du sehr dicke Haare hast, können sich deine Locken steifer anfühlen. Typisches Pferdehaar eben. Doch hier ist nicht das Problem der geringe Wassergehalt in deinen Haaren, sondern der von Natur aus geringe Lipidgehalt. Der ist bei dickeren Haaren deutlich geringer als beispielsweise bei feineren Haaren.

Und jetzt kommen wir zu Spülungen & Co.!

Was machen „feuchtigkeitsspendende“ Produkte wirklich?

Feuchtigkeitsmakse Haarmaske mit Feuchtigkeit

Was machen also all diese Produkte, die deinen Haaren angeblich „intensive Feuchtigkeit“ spenden?

? Das ist tatsächlich ein Problem für die Marken.

Denn was wir als Kund*innen wollen, ist nicht immer das, was für unsere Haare optimal ist.

Es ist nicht einfach zu erklären, dass mehr Feuchtigkeit das Haar nicht automatisch weicher, geschmeidiger oder seidiger macht. Im Gegenteil – es kann die Haare sogar trockener und rauer machen.

Die Hersteller wissen natürlich: Wenn sich deine Haare trocken anfühlen – also rau und struppig – dann kaufst du ein Produkt, das genau dabei helfen soll, dieses trockene Gefühl loszuwerden.

Aber: ? Diese Produkte helfen anders, als du denkst.

 

Was sagt die Wissenschaft dazu?

In der oben genannten Studie von Davis & Stofel (2009) wurde noch ein zweites Experiment durchgeführt. Es wurden zwei Teststrähnen mit unterschiedlichen Produkten behandelt:

? Eine Strähne wurde nur mit einem Reinigungsshampoo gewaschen.
? Die andere Strähne mit einem 2-in-1-Shampoo und einer Spülung.

Beide Teststrähnen wurden bei exakt gleicher Luftfeuchtigkeit (ca. 45 %) gelagert und hatten nach der Behandlung den gleichen Wassergehalt.

Das Ergebnis?

? Die Haare die nur mit Reinigungsshampoo behandelt wurden, fühlten sich rau und trocken an.
? Die Haare die mit dem 2-in1 Shamopoo und mit Spülung behandelt wurden fühlten sich geschmeidiger, glatter und „besser durchfeuchtet“ an.

Und das obwohl beide Haarsträhnen exakt denselben Wassergehalt hatten!

Woran liegt das?

Spülungen & Co. glätten die Schuppenschicht

Viele Haarpflegeprodukte werben damit, deinem Haar „intensive Feuchtigkeit“ zu spenden.

Aber in Wirklichkeit tun sie meist etwas anderes:

? Sie enthalten Katione, Öle, Silikonöle, Fettalkohole und Polymere, die die Haaroberfläche glätten und Unebenheiten in der Schuppenschicht auffüllen.

Das lässt dein Haar geschmeidiger wirken – und suggeriert dir, dass es jetzt mit Feuchtigkeit versorgt ist.

Aber es hat wenig mit dem tatsächlichen Wassergehalt deiner Haare zu tun!

? Die Hauptaufgabe sogenannter „Feuchtigkeits“-Spülungen & Co. ist also nicht, Wasser in deine Haare zu bringen, sondern Löcher und Unebenheiten in der Schuppenschicht zu „reparieren“.

? Sie helfen dabei, dass sich deine Locken besser in Bündeln formen und dadurch weniger trocken aussehen.

? Und sie schützen deine Haare vor weiteren Schäden durch Hitze, UV-Strahlung und mechanische Belastung.

Hmm vielleicht denkst du jetzt.

 „Ok Elisa, wenn diese Produkte meine Haaroberfläche glätten und quasi einen Mantel um mein Haar legen – dann dürfte doch eigentlich auch kein Wasser mehr durchkommen! Trocknen sie dann nicht irgendwann aus? Oder müsste ich bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht trotzdem definierte Locken haben“

Ja, genau das habe ich früher auch gedacht!

Doch so ist es nicht.

? Die Stoffe in Spülungen & Co. – zum Beispiel Silikone – bilden keinen wasserdichten Film um dein Haar!

Sie versiegeln es nicht komplett.

Sie haften nur an beschädigten Stellen und legen sich in einem ultradünnen Film auf die einzelnen Schuppen.

Das siehst du auf dem folgenden Bild, das zeigt, wie Spülungen & Haarmasken in der Realität auf trockenem Haar wirken:

Wie Spuelungen, Haarmasken auf dem trockenen Haar wirken

Bharat Bhushan, Nanoscale characterization of human hair and hair conditioners (2008) S. 657

Wassermoleküle sind so winzig klein, dass sie trotzdem ins Haar gelangen können (du erinnerst dich, gesunde intakte Haare nehmen dennoch bis zu 32% Wassergehalt auf) – nur eben nicht mehr so superschnell wie bei unbehandeltem, geschädigtem Haar.

? Das bedeutet: Nicht die „feuchtigkeitsspendenden Stoffe“ wie Aloe Vera, Panthenol etc. machen deine Haare weicher – sondern die Katione, Öle, Polymere, Silikone und Fettalkohole in deinen Spülungen & Co.!

Doch was ist mit Aloe Vera oder Hyaloron welche laut Werbung angeblich deinen Haaren ach so viel Feuchtigkeit spenden?

Die Rolle von Feuchthaltemittel wie Glycerin, Aloe Vera & Co.

In einer Untersuchung hat der Wissenschaftler und Chemiker Dr. Trefor Evans vom unabhängigen Haarforschungsinstitut TRI Princeton festgestellt, dass sich der Wassergehalt der Haare signifikant erhöht, wenn das Haar in eine 5%ige Glycerin-Lösung getaucht wird und die Umgebung eine hohe Luftfeuchtigkeit besitzt.

Andere Feuchthaltemittel hatten einen ähnlichen, aber geringeren Effekt.

Dieses Phänomen habe ich bereits in meinem Artikel zum Taupunkt erläutert.

? Diese Untersuchung bestätigt noch einmal, dass Leave-In-Produkte mit einer hohen Konzentration an Glycerin deine Haare an Tagen mit hoher Luftfeuchtigkeit in eine Löwenmähne verwandeln können.

Trockene Haare - Wie Glycerin sich auf die Feuchtigkeit deine rHaare auswirkt

Trefor Evans and R. Randall Wickett. Practical Modern Hair Science. 2012. S 358

 

Wie du auf dem Schaubild erkennen kannst, muss die Luftfeuchtigkeit hoch sein, damit Glycerin Wasser aus der Luft binden kann.

? Das bedeutet, dass du im Winter – wenn die Luft sehr trocken ist – den Wassergehalt deiner Haare nicht durch glycerinhaltige Produkte erhöhen kannst. (Ein Luftbefeuchter ist da die bessere Wahl! ?)

Und jetzt wird’s spannend:

? Glycerin & Co. entziehen deinen Haaren bei trockener Luft auch KEINE Feuchtigkeit – anders als ich bisher angenommen hatte!

? Feuchthaltemittel wie Glycerin oder Panthenol können also tatsächlich Feuchtigkeit binden – aber nur unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel, wenn genug Feuchtigkeit in der Luft vorhanden ist.

Und ob das wirklich das ist, was du möchtest, ist spätestens jetzt fragwürdig.

Aloe Vera & Co. sind somit oft nur Marketingtricks vieler Hersteller, um dir etwas zu verkaufen, von dem du glaubst, dass du es brauchst, um dein Haar mit Feuchtigkeit zu versorgen.

? Kaufe daher keine Produkte nur, weil sie diese Stoffe enthalten – in der Hoffnung, dass sie deine trockenen Haare retten. Das tun sie eben leider nicht!

Und was, wenn ich dir sage, dass einige Bond-Building-Produkte bewusst den Wassergehalt deiner Haare reduzieren – und das sogar gewollt?

Die Rolle von Bond-Building Produkten

Es wird dich überraschen, aber viele dieser Produkte tun genau das Gegenteil von dem, was du bisher dachtest, das gut für deine Haare ist.

? Sie reduzieren den Wassergehalt deiner Haare!

Schon 2005 zeigte eine japanische Studie, dass Apfelsäure dem Haar Wasser entzieht, es widerstandsfähiger gegenüber feuchter Luft macht und geschädigtes sowie gefärbtes Haar glänzender wirken lässt.

Auch Dr. Evans von TRI konnte dieses Phänomen mit verschiedenen organischen Säuren nachstellen. Es braucht nur eine lange Einwirkzeit (30 bis 60 Minuten) und Wärme (z.B. mit so einer Wärmehaube*) damit die Säuren tief ins Haar eindringen und dort ihre Wirkung entfalten können.

Und jetzt rate mal, wie die Bonding-Produkte von Olaplex, Loreal und Redken wirken?

Sie enthalten hochkonzentrierte Säuren (beispielsweise Citric Acid, Maleic Acid, Glutamic Acid) und reduzieren dadurch den Wassergehalt deiner Haare. Zumindest wenn genug Säure verwendet wurde und das Produkt lange genug auf dem Haar bleibt.

Und wie du jetzt weißt:

? Ein reduzierter Wassergehalt macht deine geschädigten Haare weicher, glänzender, geschmeidiger und die einzelnen Haare glatter. Vor allem aber werden sie dadurch weniger anfällig für Feuchtigkeit in der Luft!

(Laut Marketing machen die sogenannten Bond-Builder anscheinend noch andere Dinge … Aber das ist ein Thema für einen anderen Artikel. Hättest du daran Interesse? ?)

Viele Bonding-Produkte reduzieren also effektiv den Wassergehalt deiner Haare.

Dr. Evans hat schon vor über 10 Jahren vorausgesagt, dass diese Erkenntnis die Tür für eine völlig neue Generation von Haarpflegeprodukten öffnen wird.

Und heute – 13 Jahre später – ist genau das passiert. Der Markt wird mit Bonding-Produkten regelrecht überschwemmt.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, Produkte oder Inhaltsstoffe wie Alkohol zu meiden, die angeblich Feuchtigkeit aus den Haaren entziehen.
Könnte das nicht sogar vorteilhaft sein? Hierzu werde ich in den nächsten Wochen weiter recherchieren …

Ich könnte mir aber vorstellen, das sich auch andere Produkte, welche nicht zwingend mit dem Claim „Bond-Builder“ werben, diese Technologie nutzen wie zum Beispiel diese Spülung von Anarkhia Bio* oder diese Haarmaske*. 

Aber jetzt fragst du dich vielleicht: Solltest du Feuchtigkeit in Form von Wasser meiden? Oder spielt es doch eine Rolle für deine Locken?

Ja, auf jeden Fall! Nur eben anders, als du vielleicht bisher gedacht hast.

Die Rolle von Wasser in deiner Lockenpflege

Wasser ist super wichtig für deine Haarpflege – und das solltest du trotz allem, was ich dir in diesem Artikel erklärt habe, auf KEINEN FALL meiden.

Denn:

Wasser ist das beste Werkzeug, um deine Haare zu stylen.

? Wasser hilft dabei, die Stoffe in Spülungen und Co. gleichmäßiger auf deinem Haar zu verteilen, damit sie auch wirklich überall hinkommen, wo sie gebraucht werden – ohne dein Haar zu beschweren.

Daher ist der Hauptstoff in Pflegeprodukten fast immer Wasser.

Nicht, um dich abzuzocken und dir ein weniger konzentriertes Produkt zu verkaufen, sondern weil du es so deutlich besser nutzen kannst und damit bessere Ergebnisse erzielst.

? Zudem ist Wasser aufgrund seiner Oberflächenspannung ein super Locken-Kleber?.

Denk mal an Sand am Strand: Trockener Sand rieselt auseinander, während feuchter Sand aneinander haftet und sich leichter formen lässt – zum Beispiel zu einer Sandburg.

Genauso verhalten sich deine Haare: Wenn sie nass sind, haften sie durch Wasser und Oberflächenspannung zusammen und finden sich zu deutlich leichter zu Bündeln.

Und: Dickere Bündel reflektieren das Licht besser und lassen deine Haare glänzender aussehen.
Das sorgt wiederum dafür, dass sie gesund und durchfeuchtet erscheinen.

Auf dem nachfolgenden Bild siehst du die Magie von Wasser. Links habe ich exakt die gleichen Produkte benutzt wie rechts – mit einem entscheidenden Unterschied:

? Auf dem rechten Bild habe ich meine Locken mit Wasser richtig gestylt!

Trockene Haare Unterschied mit und ohne Wasser

Wasser + Spülung & Co = HELL YEAH Locken!

Du brauchst also sowohl Wasser als auch Spülungen, Leave-Ins & Co., damit deine Haare geschmeidig, seidig und definiert werden.

Fazit für deine Lockenpflege

? Der Wassergehalt deiner Haare hängt stark von der Luftfeuchtigkeit ab – aber auch von der Gesundheit deiner Schuppenschicht. ? Mehr Wasser im Haar bedeutet nicht automatisch mehr Geschmeidigkeit – zu viel Feuchtigkeit kann dein Haar sogar trockener wirken lassen. ? Sehr trockene Luft kann deine Haare tatsächlich austrocknen und bei sehr lockigem Haar zu vermehrten Haarbruch führen. Hier hilft ein Luftbefeuchter*. ? Haare die viel Wasser beinhalten sind fragiler und ebenfalls anfälliger für Haarbruch – sei achtsam mit ihnen wenn die Luftfeuchtkeit sehr hoch ist oder sie einfach feucht/nass sind. ? Das Gefühl von „trockenen“ Haare entsteht meist durch eine beschädigte Schuppenschicht, nicht durch Wassermangel. ❌ Kaufe KEIN Produkt nur, weil es Stoffe wie Aloe Vera, Panthenol, Hyaluron oder sowas unnützes wie Kornblumenwasser ? enthält – diese Stoffe allein werden deine trockenen Haare nicht retten.

Was hilft wirklich bei „trockenen“ Haaren?

Statt blind Feuchtigkeitsprodukte zu kaufen, achte lieber darauf, die Schuppenschicht deiner Haare zu pflegen und zu schützen. ✅ Spülungen & Leave-Ins kitten und glätten die Haaroberfläche. Sie schützen vor Schäden & helfen, Lockenbündel zu definieren.Viele Bonding-Produkte reduzieren gezielt den Wassergehalt deiner Haare – Das kann sie weicher, glänzender, geschmeidiger und auch widerstandsfähiger machen. Doch wenn du die Produkte falsch anwendest, können sie dein trockenes Vogelnest auch nicht in geschmeidige Locken verwandeln. ? Bonding-Produkte brauchen Zeit und Wärme um wirklich zu wirken. ? Spülungen & Co. allein reichen nicht aus – besonders bei uns Lockenköpfen. ? Hier kommt wieder Wasser ins Spiel! Denn als Styling-Werkzeug ist Wasser extrem hilfreich: ? Es hilft dir dabei, Pflegestoffe aus Spülungen, Leave-Ins, Haarcremes & Co gleichmäßig im Haar zu verteilen. ? Und es bringt Locken in definierte Bündel. Entscheidend ist also, wie du das Wasser nutzt und dass du es mit Spülungen, Leave-Ins, Haarcremes etc. kombinierst, um dein Haar geschmeidiger, glänzender und gesünder aussehen zu lassen. Eben weniger trocken.

Jetzt mal Butter bei die Locken – war dir das mit der Feuchtigkeit schon klar?

Oder bist du gerade dezent schockiert, so wie ich, als ich das endlich verstanden habe? ? Schreib es mir gerne in die Kommentare!

Quellen:

? Davis M, Stofel SW): Measurement of hair moisture content utilizing novel analytical and real-time techniques. J Cosmet Sci 60:80–81, (2009).

? Robbins CR. Chemical and Physical Behavior of Human Hair. 5th ed. Springer Berlin Heidelberg (2012).

? Trefor Evans and R. Randall Wickett. The adsorption properties of hair in Practical Modern Hair Science. (2012).

? Evans, T. A.: The fascinating interactions of water and hair. Paper presented at TRI Talks online seminar, TRI Princeton (2020, April 29).

? Evans, T.A: Your hair on acid: The influence of carboxylic acids. Cosm & Toil.133(9) 40-48. (2018)

? Bharat Bhushan, Nanoscale characterization of human hair and hair conditioners (2008)

? T Itou, M Nojiri, Y Ootsuka and K Nakamura, Study of the interaction between hair protein and organic acids that improves hair-set durability by near-infrared spectroscopy, J Cos Sci 57 139-151 (2006)